


Der Alltag hat sich eingependelt. Morgens um 6.30 stehe ich auf,
trinke Tee und arbeite bis 13 Uhr. Dann ist Lunch-Time.
Am späteren Nachmittag gehe ich oft in die Innenstadt am Ganges,
die ich in ca 20 Minuten mit
der Fahrradrikscha erreiche. Das ist eine angenehme Abwechslung zu meiner Arbeit
im Atelier. Vor allem, wenn ich den Book-Shop besuche, wo ich in der Regel
nicht ohne ein Buch zu kaufen rausgehe. Es ist ganz gemütlich da, oft kriege ich einen Tee serviert.
Ich könnte mich verlieren in diesem Laden, der hat eine unglaubliche Auswahl an
schönen Büchern. Interessanterweise vertreibt er einige Bücher vom Scalo Verlag in Zürich.
So international ist Varanasi. Letztes mal habe ich meine Bedenken angemeldet,
dass ich auf der Heimreise in meinem Reisegepäck viel zu viel Gewicht haben werde.
Der Buchhändler machte mir dann das Angebot, ihm alle Bücher vorbei zu bringen.
Er werde diese dann per Paketpost zu mir nach Hause schicken. Das nehme ich natürlich gerne an.
Die Abende sind lang und ruhig hier in Varanasi. Meistens bin ich zu Hause und lese
oder arbeite. Hab keinen Fernseher, höre ab und zu etwas Musik. Ein Kinobesuch ist
eher kompliziert, muss man doch mindestens zwei Tage im voraus Billette reservieren.
Die Abende sind lang, bereits um 18.30 Uhr ist es dunkel. Wenn die Stadt öfter mal
den Strom ausschaltet ist die ganze Stadt im Dunkeln. Schade, diesen Sommer verpasse
ich leider die langen Sommerabende wie sie in Europa sind.
Die Bananenblüte steht im Garten bei der Galerie. Navneets Vater kam
eines Tages und hat uns dieses Prachtsexemplar voller stolz präsentiert.
Der ganze Baum hängt voller Bananen, die etwa in 20 Tagen reif sein werden.
Die wöchentlichen Sträusse muss ich im Moment in der Erinnerung geniessen.
Da schaue ich halt mal immer wieder die festgehaltenen Bilder an. Die Blumenblüte
hat offenbar eine Ruhepause.
Der Gärtner hat mir kürzlich ein herzliches Kompliment gemacht:
„You have a very nice smile“, sage er zu mir am frühen Morgen. Das freute mich
ausserordentlich, vor allem, weil er fast kein englisch
spricht. Vermutlich war es ein grosser Aufwand für ihn, diesen Satz zusammen zu kriegen.