Freitag, 7. Dezember 2007

Indische Hochzeit











Seit drei Wochen ist indische Hochzeit angesagt. Besitzer von Villen vermieten ihre Grünanlagen, damit Hochzeiten
gefeiert werden können. Die Häuser sind festlich geschmückt. Der Garten wird in eine festliche Zeltstadt umgewandelt. Mit leckerem indischen Essen werden die Gäste grosszügig bewirtet. Meistens sind zwischen 400 und 1000 Menschen eingeladen. Menschengruppen mit grossen Lichtinstallationen auf den Köpfen beleben die Strassen, um an den Hochzeitsfeierlichkeiten teilzunehmen. Die Installationen sind mit Kabeln verbunden und werden von einem mitfahrenden Generator angetrieben. Eine Musikband begleitet die Gruppe und es wird getanzt und es herrscht eine fröhliche Stimmung. Es tönt ähnlich wie bei uns während der Fastnachtszeit. Die Feiern dauern die ganze Nacht bis zum frühen Morgen. In meiner unmittelbaren Nachbarschaft haben eines Abends gleichzeitg drei Hochzeiten stattgefunden. Um das Treiben von der Nähe mit zu verfolgen suchte ich die Plätze auf und wurde sehr freundlich empfangen und herzlich zum Essen eingeladen. Bei der einen Hochzeit wurde ich gebeten mich hinter das Brautpaar zu stellen, um als Gast auf den Hochzeitsfotos mit den Angehörigen verewigt zu werden.

Dies ist vermutlich mein letzter Blogspot. Am 17. Dezember fliege ich Richtung Europa zurück. Sich sechs Monate
in einer Stadt aufzuhalten bringt neue Freundschaften und Kontakte mit lieben Menschen. Die letzten Monate waren eine grosse Erfahrung und Bereicherung in meinem Leben.

Dienstag, 20. November 2007

Delhi – Vrindaman – Affen







Letzte Woche eröffneten wir eine Ausstellung in der Schweizer Botschaft in Delhi. Mit der indischen Bahn, unsere Arbeiten in Rollen und Schachteln verpackt, fuhren wir eine Nacht lang nach Delhi. Dort verblieben uns zwei Tage, um die Ausstellung einzurichten. Völlig übermüdet besuchten wir am Abend doch noch die Ausstellungs–Eröffnung „Le Corbusier from Marseilles to Chandigarh“. Sonst blieb uns keine Zeit für eine längere Stadtbesichtigung. Auf der Rückreise nach Varanasi machten wir einen Zwischenhalt in der mittelalterlichen Stadt Vrindaman.
Ein kompaktes Städtchen mit vielen Krishna-Tempeln. Da fand ein grosses Krishna–Vestival statt und viele indische Pilger nahmen die Möglichkeit wahr anzureisen. Alle barfuss, das Gepäck auf dem Kopf mit sich tragend.
Vrindaman hat ausser den Tempeln noch etwas ganz spezielles.
Gleich beim Stadteingang wurden wir gewarnt, auf unsere Brillen acht zu geben.
Die Affen von Vrindaman klauen tatsächlich von brillentragenden Menschen die Brillen. Dies in einer
Geschwindigkeit, wo man überhaupt nicht mithalten kann. Scheinbar gibt es ein paar beherzte Bürger,
welche die Affen erziehen und versuchen mit Bananen einen Tausch zu machen.
Wie ich mir sagen liess, klappt das in den wenigsten Fällen. Meistens verschwinden sie
mit ihrem Brillen-Schatz ziemlich schnell über die nächsten Dächer.

Freitag, 9. November 2007

Varanasis Strassen durchforsten



















Seit ein paar Wochen finde ich Zeit die Gassen von Varanasi zu durchforsten.
Während meiner ersten Zeit hier hatte ich Angst nicht mehr aus dem
Gassengewirr herauszufinden. Im Verlaufe meines Aufenthaltes erkannte ich allerdings die Strukturen der Gassenführung und musste mir eingestehen, dass dies absolut zu bewältigen ist. Die sehr engen Strassen bestehen aus lauter kleinen Läden.
Die Verkäufer sitzen in ihren kleinen Räumen inmitten ihrer Ware, preisen diese an
oder warten auf Kundschaft. Der erste Kunde des Tages ist immer ein
Geschenk Gottes und bei diesem Handel werden die Preise tief gehalten, weil
dies Glück bringen soll. Es kann aber durchaus vorkommen, dass es gar
keinen ersten Kunden gibt oder dieser erst spät gegen Abend einkauft.
Die Gassen sind belebt von vielen Menschen, die
hängenden eingefärbten Tücher ergeben ein farbiges Bild.
Auf diesen Entdeckungswanderungen treffe ich ab und zu auf surrealistische Bilder.
Da sitzt doch am Rande einer stark befahrenen und belebten
Strasse ein Strassen–Zahnarzt. Seine ganzen Behandlungsutensilien liegen neben ihm
am Boden. Am Rande von vorbeifahrenden Velo- und Autorikschas und einer grossen Zahl von Fussgängern behandelt er seine Patienten
und hat immer ein paar Zuschauer rundherum. Hygiene ist hier überhaupt kein Thema.
Sehr beeindruckend ist der Blumenmarkt. Da herrscht ein
Betrieb, es wird gehandelt und gefeilscht. Es ist wieder eine grosse
Menschenansammlung und jeder will verkaufen. Die angepriesenen Blumen sind
liebevoll auf einem Faden aufgezogen und zu einem
Blumenkranz gebunden. Damit werden jeden Tag die
abertausend Tempel und Tempelchen in der Stadt dekoriert.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

"The Queen of the Hills", Darjeeling












Seit Jahren hatte ich mir vorgestellt, irgendmal nach Darjeeling zu reisen. Dorthin, wo der feinste, edelste Tee Indiens wächst und geerntet wird. Der Besuch von Ruth, meiner Freundin aus Luzern, war Anlass eine andere Ecke Indiens kennen zu lernen. Darjeeling, "The Queen of the Hills", mit seiner kolonialen Ausstrahlung liegt über einem steilen, nach Westen gerichteten Abhang. Verschiedene Täler ziehen sich längsseitig über die Stadt. Landschaftlich ausserordentlich schön, zu vergleichen mit Zermatt in der Schweiz. Die Höhenluft auf 2300m ü.M. war eine angenehme Abwechslung zum Smog in Varanasi. Viele Nepalesi und Tibeter bevölkern die Stadt und ergeben ein farbenfrohes Bild. Schneebedeckte Berge wie Mount Everest, Kanchanjunga Ranga umrahmen die Stadt als erweiterte Landschaft. Der Spaziergang im Botanischen Garten mit seinem riesigen Baumpark und den vielfältigen Pflanzen war erholsam. Die einzige Hillstation haben wir in einem desolaten Zustand angetroffen, scheinbar gab es vor kurzer Zeit mal einen Unfall und seither ist sie stillgelegt.
Eine Fahrt mit dem Toy Train, der 60 cm breiten Schmalspurbahn zum nächsten Dorf, liess uns die Langsamkeit früherer Zeiten erleben. Die dampfbetriebene Bahn wurde zum Unesco-Kulturerbe erklärt, dürfte allerdings im Sinne schweizerischer Sorgfältigkeit besser unterhalten werden.

Mittwoch, 26. September 2007

Gewürzemarkt Varanasi









Sorgfältig sind sie aufgebaut die Stände,
die Gewürze strahlen eine Intensität an Farben, Formen und Dürften
aus. Eine kauernde Frau, die Gewürze aussortiert, Kinder die sich in Pose
stellen, um fotografiert zu werden, Männer hinter ihren vielfältigen
Gewürzangeboten, sind Eindrücke vom gestrigen Besuch
auf diesem Markt.

Samstag, 15. September 2007

schlendern und entdecken






Die Temparaturen werden langsam angenehm. Es ist immer noch um die 30° warm, oft windet es etwas, was mich dann gleich an See und Wasser erinnert, worauf ich diesen Sommer ganz verzichten muss. Trotzdem, ich benutze die angenehmen Temperaturen um doch mal die eine oder andere Ecke der Stadt zu Fuss kennen zu lernen. So schlendere ich durch die Stadt und entdecke immer wieder neue Strassen und Ecken die interessant sind. Tempel gibt es zu tausenden in dieser Stadt, grosse und kleine. Da ist mal der südindindische, mit den schwülstigen Keramikfiguren oder ein eher bescheidener, gleich neben meinem Lieblingsrestaurant, wo ich oft einen Halt mache um einen Chai-Tee zu trinken.
Auffallend sind die grossen Werbewände in der ganzen Stadt, die mit liebevoller Hingabe und professionellem Können von Hand aufgemalt werden. Ganze Strassenzüge werden so bemalt und werben mit diesen Gemälden für die verschiedensten Produkte. Unten in der Altstadt werde ich von einheimischen jungen Indern, oft wie eine alte Bekannte begrüsst. Wenn ich mich mal eine Woche nicht in ihrem Kaffee zeige, sind sie enttäuscht. Meistens jassen die Burschen, weil sie keine Gäste haben. Es befindet sich im 4. Stock in der Altstadt, wo praktisch nur Touristen hingehen. In einem anderen Stadtteil hat mir Gestern ein Autorikscha-Fahrer gesagt: you have broken my heart, as you never take my rikscha. Der war sehr emotional, aber ich fahre ja nur Velo-Rikscha. Um ihn zu trösten sagte ich dann aber: perhaps, one day I will take your Rikscha.

Montag, 3. September 2007

Sonnenaufgang am Ganges







Gestern früh um 5.30 liessen wir uns mit einem Ruderboot auf dem Ganges der Stadt entlang führen. Bereits um diese Zeit hielten sich schon viele Menschen da auf, um ihre Zeremonien mit beten und baden zu vollziehen. Ueber eine Länge von ca 4 km erlebten wir die einst wohlhabende Stadt mit ihren ausdrucksstarken Bauten. Leider sind einige der königlichen Residenzen, die damals als Fluchtort dienten nicht mehr in gutem Zustand. Wir überquerten den Fluss und genossen die Rückfahrt am anderen Ufer. Da es in letzter Zeit ziemlich regnete – es ist immer noch Monsunzeit – ist der Ganges ziemlich reissend. Unsere Ruderer haben alles bestens gemeistert und sich gegen den Strom voll in die Ruder gelegt.

Dienstag, 28. August 2007

Indischer Alltag






Der Alltag hat sich eingependelt. Morgens um 6.30 stehe ich auf,
trinke Tee und arbeite bis 13 Uhr. Dann ist Lunch-Time.
Am späteren Nachmittag gehe ich oft in die Innenstadt am Ganges,
die ich in ca 20 Minuten mit
der Fahrradrikscha erreiche. Das ist eine angenehme Abwechslung zu meiner Arbeit
im Atelier. Vor allem, wenn ich den Book-Shop besuche, wo ich in der Regel
nicht ohne ein Buch zu kaufen rausgehe. Es ist ganz gemütlich da, oft kriege ich einen Tee serviert.
Ich könnte mich verlieren in diesem Laden, der hat eine unglaubliche Auswahl an
schönen Büchern. Interessanterweise vertreibt er einige Bücher vom Scalo Verlag in Zürich.
So international ist Varanasi. Letztes mal habe ich meine Bedenken angemeldet,
dass ich auf der Heimreise in meinem Reisegepäck viel zu viel Gewicht haben werde.
Der Buchhändler machte mir dann das Angebot, ihm alle Bücher vorbei zu bringen.
Er werde diese dann per Paketpost zu mir nach Hause schicken. Das nehme ich natürlich gerne an.
Die Abende sind lang und ruhig hier in Varanasi. Meistens bin ich zu Hause und lese
oder arbeite. Hab keinen Fernseher, höre ab und zu etwas Musik. Ein Kinobesuch ist
eher kompliziert, muss man doch mindestens zwei Tage im voraus Billette reservieren.
Die Abende sind lang, bereits um 18.30 Uhr ist es dunkel. Wenn die Stadt öfter mal
den Strom ausschaltet ist die ganze Stadt im Dunkeln. Schade, diesen Sommer verpasse
ich leider die langen Sommerabende wie sie in Europa sind.

Die Bananenblüte steht im Garten bei der Galerie. Navneets Vater kam
eines Tages und hat uns dieses Prachtsexemplar voller stolz präsentiert.
Der ganze Baum hängt voller Bananen, die etwa in 20 Tagen reif sein werden.

Die wöchentlichen Sträusse muss ich im Moment in der Erinnerung geniessen.
Da schaue ich halt mal immer wieder die festgehaltenen Bilder an. Die Blumenblüte
hat offenbar eine Ruhepause.
Der Gärtner hat mir kürzlich ein herzliches Kompliment gemacht:
„You have a very nice smile“, sage er zu mir am frühen Morgen. Das freute mich
ausserordentlich, vor allem, weil er fast kein englisch
spricht. Vermutlich war es ein grosser Aufwand für ihn, diesen Satz zusammen zu kriegen.

Dienstag, 21. August 2007

Lucknow




Letztes Wochenende verbrachte ich drei Tage in Lucknow, Hauptstadt von Uttar Pradeshs. ca 2 Mio Einwohner. Die 6stündige Fahrt mit dem Zug war angenehm, da ich in einem klimatisierten Wagen reiste. Lucknow wurde berühmt als Sitz der Nawabs von Avadh. Die Vizekönige verwalteten nach dem Untergang des Mogulreiches ungefähr ein Jahrhundert lang einen Teil des nördlichen Zentralindiens. Die Stadt bietet eine Menge von historischen Plätzen und Gebäuden und hat viele Grünanlagen welche zur Erholung der Bevölkerung dienen. Besonders beeindruckend ist DIE RESIDENZ, eine riesige Anlage in einem Park. Sie wurde um 1800 vom Nawab für die britische Verwaltung gebaut. Die Ruinen aus rotem Backstein werden stilvoll präsentiert und die Anlage der ehemaligen Residenz ist gut nachvollziehbar.
Der Botanische Garten, in einem anderen Stadtteil gelegen, hatte es mir besonders angetan. Der Spaziergang im Park war eine Wohltat. Bäume von beeindruckender Schönheit und Grösse, Lotusblumen-Teiche und andere reizende Pflanzen hinterliessen wunderbare Impressionen.


Montag, 13. August 2007

Der Porträtist von Varanasi






Auf dem Fahrrad hat er alles mitgebracht, Kamera, Chemikalien und sein Wissen.
Der Porträtist von Varanasi arbeitet in der Regel auf der Strasse von Varanasi,
wurde aber von Navneet gebeten uns im Garten der Kriti-Gallery zu portraitieren.

Wir waren mehr als erstaunt, als wir das Ungetüm dieser Kamera erblickten. Unser
Schmunzeln mussten wir diskret unter Kontrolle halten um ihn ernst zu nehmen.
Wir fühlten uns zeitlich um zwei Jahrhunderte zurückversetzt.
Der Porträtist erstaunte uns allerdings mit seiner professionellen Arbeit.
Verschiedene Finessen hat er angewendet, um gut belichtete Bilder
zu erreichen. Dem Objektiv entsprechend ist das Resultat erstaunlich.

Wenn ich überlege, wie ich im Labor beim Entwickeln mit grosser Sorgfalt versuche den
Staub fernzuhalten, überrascht es doch ziemlich, dass ihm ein
kräftiges Pusten genügt, um die Linse vom Strassenstaub zu befreien.
Die Kamera hat er übrigens von seinem Vater geerbt und will das Handwerk
so lange es geht weiterführen.